Nachruf auf Wolfram Köhler, 1952-2021

Der Verein FIDA e.V. – Forschungsinstitut für Denkmalpflege und Archäometrie beklagt das Ableben seines Gründers und langjährigen Vorstandsvorsitzenden Dipl.-Phys. Wolfram Köhler, der am 8. August dieses Jahres von uns gegangen ist.

Wolfram Köhler, Jahrgang 1952, hatte nach seiner Berufsausbildung als Betonbauer an der KMU-Leipzig ein Physikstudium absolviert, bevor er 1976 Laborleiter in der Restaurierungsabteilung von Potsdam-Sanssouci wurde. Von 1990-1992 fungierte er als Arbeitsstellenleiter des ZHD-Fulda in Potsdam. Im Jahr 1990 machte Wolfram Köhler sich als Spezialist für zerstörungsfreie Untersuchungen im Rahmen der Diagnostik von Bauwerken, Steindenkmalen, Museumsobjekten und archäologischen Strukturen selbstständig. Spätestens seit diesem Wechsel, wohl aber schon zuvor, zählte Wolfram Köhler zu den Vorreitern der physikalischen Zustandsbewertung von Denkmalobjekten und war für sein kompetentes und oft innovatives Wirken in den deutschen und europäischen Restaurierung- und Konservierungskreisen bekannt. In ihm verbanden sich stets objektorientierte mit wissenschaftlichen Ansprüchen, als Physiker waren ihm die Grundlagen der verwendeten Messverfahren so tiefgreifend geläufig, dass er bisweilen auch an Methodenentwicklungen bzw. –adaptierungen beteiligt war.

Eine Aufzählung aller Tätigkeiten und Projekte von Wolfram Köhler, die stets auch von seiner Frau Irene und mehreren Mitarbeitern mitgetragen wurden, ist an dieser Stelle nicht möglich.

Am 3. Februar 2012 setzte Wolfram Köhler seine Idee eines Zusammenwirkens einzelner Konservierungswissenschafter mit der Gründung des Vereins FIDA e.V. um. Der in der Vereinssatzung festgeschriebenen Zweckbestimmung „Durchführung wissenschaftlicher Forschungsvorhaben und Veranstaltungen, die Publikation von Forschungsergebnissen, sowie deren interdisziplinäre und populärwissenschaftliche Vermittlung“ blieb der Verein unter seiner Leitung bis heute treu. Wolfram verstand es, die Mitgliederzahl relativ klein zu halten, die Restaurierung und Konservierung mithilfe eines Beirats in die Aktivitäten einzubeziehen, und die gemeinschaftliche Arbeit an konkreten Themen, Projekten und Objekten sowie die Veranstaltung von Seminaren und Tagungen in den Vordergrund der Vereinstätigkeiten zu stellen. Hierzu zählen natürlich auch die Konservierungswissenschaftlichen Kolloquien Berlin/Brandenburg, die, auf einer Idee Wolfram Köhlers fußend, von FIDA als hauptverantwortlichem Veranstalter in Zusammenarbeit mit dem Brandenburgischen Landesamt für Denkmalpflege und anderen Institutionen von Beginn an bis zum Jahr 2014, getragen wurde. Vereinsintern haben hingegen zahlreiche Arbeitstreffen, oft auf Wolframs Initiative, zur Entwicklung und Abstimmung von Untersuchungsverfahren an konkreten Objekten geführt. An Forschungsprojekten, an denen FIDA vorrangig in Person von Wolfram Köhler beteiligt war, ist etwa TERAART zu nennen, aber auch wichtige DBU-geförderte Projekte zur Marmorverwitterung.

Bei allen der oben skizzierten Aktivitäten war Wolfram Köhler an vorderster Front dabei, seine Energie, Erfahrung und sein Denkvermögen haben ihn befähigt, nicht nur seine selbstständige Tätigkeit über die wirtschaftlich oft schwierigen Jahre zu führen, sondern auch im Rahmen von FIDA sowie in anderen Kooperationen weiterführende Fachdiskurse zu pflegen – dies trotz seiner heimtückischen Krankheit, die ihn in den letzten Jahren an den Rollstuhl gefesselt hatte.

Über allem anderen aber steht das menschliche. Wer Wolfram Köhler näher kannte, wird uns zustimmen, dass wir mit ihm einen wunderbaren Menschen verloren haben, der unter seiner Schale ein großes Herz und einen scharfen Verstand besaß, dem guter Humor zu eigen war, und der uns von FIDA mit seinen Visionen und seiner Tatkraft weit getragen hat.

Unser Beileid gilt in erster Linie Wolframs Familie und seiner Frau Irene, die uns als tätiges Vereinsmitglied dabei helfen wird, das Erbe des Verstorbenen in seinem Sinn weiter zu tragen.

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